Die Hölle ist ein Wartezimmer! (Teil 1)

Vor einigen Tagen hatte ich wieder einmal einen Termin bei meinem Hausarzt. Mittlerweile ist es kein Problem mehr. Das war aber nicht immer so….

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass das Betreten der Praxis schon eine gewisse Überredung seitens meiner damaligen Freundin gekostet hat. Dafür an dieser Stelle auch nochmal danke, falls du das irgendwann lesen solltest.
Ich halte nicht viel von Medikamenten und genauso wenig von den meisten Ärzten. Außerdem… was sollte ich sagen? :“Hallo Herr Doktor, ich glaube ich bin kaputt?“
Mir fiel/fällt es schwer, wenn ich vor jemandem sitze, das zu sagen was ich will. Meistens fällt mir erst hinterher ein, warum ich eigentlich da war und dass ich es nicht geschafft habe anzusprechen weswegen ich gekommen bin.
Außerdem rauscht das, was mein gegenüber zu mir sagt vor lauter Panik meinerseits einfach durch und kommt somit gar nicht bei mir an.

Das Schlimmste an diesen Terminen ist aber das Wartezimmer. Auch schon vor Corona war es für mich das Unangenehmste was ich mir vorstellen kann.
Das Gefühl darauf zu warten zur „Schlachtbank“ geführt zu werden, umgeben von einer Menge fremder, (mutmaßlich) schlecht gelaunter Leute.
Außerdem konnte ich mich dem Gefühl nicht erwehren sowieso schon aufzufallen wie ein bunter Hund. Auch war ich nach kürzester Zeit verschwitzt, und dachte ich würde schon deswegen mit meinem Geruch auffallen.
Mit jedem Husten oder Räuspern, war es so als ob mich die Blicke der anderen durchbohrten.
Irgendwann stellte sich dann auch noch ein unkontrollierbares Zittern in meinen Beinen ein, und je mehr ich versuchte dies zu unterdrücken, desto schlimmer wurde es.
Eines meiner kleinen Hilfsmittel ist die Musik. Wenn mir die Welt zu viel wird, ich mich aber nicht zurückziehen kann, ist es immer gut meine Köpfhörer aufzusetzten und das drum herum einfach auszublenden. Im Wartezimmer ist das für mich aber keine Option. Es könnte ja sein dass ich dadurch nicht mitbekomme, dass ich aufgerufen werde und deswegen noch mehr Zeit dort verbringen müsste als nötig. Oder noch mehr aufzufallen wenn die Arzthelferin erstmal meine Aufmerksamkeit erregen muss damit ich mitbekomme aufgerufen worden zu sein.
Ich saß jetzt also da als schwitzendes zitterndes Häufchen, das permanent hektisch seine Umgebung sondiert…. Also eine einzige Negativerfahrung die mir dort zuteil wurde.

Wenn ich dann zu dem Arzt vorgelassen wurde, nahm ich mir vor mich voll und ganz auf das Gespräch zu konzentrieren und auf das was ich besprechen wollte.
Das ging natürlich vollkommen daneben. Die Panik lies nicht nach. Im Gegenteil, das Level steigerte sich auf ein neues Maß, so das eigentlich alles was mir gesagt wurde einfach durchgerauscht ist und ich auf keinen Fall die Themen angesprochen habe, wegen denen ich gekommen war. In Gemeinschaftspraxen konnte es sogar vorkommen, dass ich nach dem Verlassen des Raumes nichtmehr wusste mit wem ich gesprochen habe.
Naja und dann war da noch die Frage die jeder gestellt bekommt, wenn er hinterher zu seinen Liebsten zurückkehrt: “Und, wie war der Termin?“
Es ist ein unglaublich blödes Gefühl darauf keine Antwort zu haben. Der Gegenüber fühlt sich im schlimmsten Fall ausgeschlossen oder übergangen und im Besten hat er Verständnis für diese Begebenheit, aber du fühlst dich minderwertig, weil du wieder etwas so alltägliches nicht gepackt hast, wie sich darauf zu konzentrieren was die Person auf der anderen Seite des Schreibtisches zu dir sagt …. Außerdem fehlen dir im Zweifel wichtige Informationen, die dir dabei helfen würden deine Situation zu verbessern.

Heute sieht das Glücklicherweise ein bisschen anders aus. Ich habe gelernt damit umzugehen und mir Brücken zu bauen die mir die Angst etwas nehmen.
Wenn ich etwas nicht verstehe oder es an mir vorbeigeht rufe ich beispielsweise bei dem Arzt oder der Behörde hinterher nochmal an und lasse mir dasselbe nochmal erklären. Das ist mir auch nichtmehr unangenehm, seit ich verinnerlicht habe, dass der Arzt oder das Amt aufgrund meiner Akte ja über dies als eines meiner Symptome informiert ist.
Meine Ärzte und meine Kontakte bei Ämtern sind es zum Beispiel gewohnt, dass es gut vorkommen kann, dass ich nach dem Termin, auch noch einige Tage später, dort nochmal anrufe und sie mir nochmal erklären müssen was wir eigentlich schon besprochen haben, was mir aber durch die Lappen gegangen ist.

Beim letzten Termin war das Wartezimmer zwar auch rappelvoll, ich konnte es aber sportlich als eine Art Belastungsprobe sehen, und schaffte es sogar mit der Helferin die mir Blut abnahm ein bis zwei Worte zu wechseln die in meinem Kopf geblieben sind.

Das ist erstmal nur ein grober Anriss dieses Themas. Jetzt beim Schreiben fallen mir noch sehr viele Dinge ein, die ich dazu zu sagen und zu beschreiben hätte. Dies werde ich aber in anderen Beiträgen verarbeiten. Ansonsten wird das kein Blogeintrag sondern eher ein Buch.

Bis zum nächsten Mal,

der Kater =)